Wenn mir Menschen erzählen, dass sie Chinesisch, Russisch oder Arabisch lernen, schaue ich sie meisten mit großen Augen an: Boah! Ist das nicht mega schwer?
Ich konnte mir nicht vorstellen, für eine neue Sprache erst einmal ein ganzes neues Alphabet lernen zu müssen. Wie lange muss das wohl dauern? Ich meine, ich habe schon mit dem Vietnamesischen Alphabet so meine Schwierigkeiten und das besteht nur aus lateinischen Buchstaben plus Betonungszeichen. Mit Koreanisch stehe ich also vor einer neuen Herausforderung! Wie das so ist, Koreanisch zu lernen und wie ich mich bisher so schlage:
Koreanisches Alphabet
Obwohl die koreanische Schrift ganz oft mit der chinesischen oder japanischen Schrift verwechselt wird, gibt es da ganz große Unterschiede. Bitte nicht sagen, dass das alles gleich ausschaut !!! (-.-‚)
Das koreanische Alphabet heißt „Hangul“ und funktioniert als Buchstabenschrift. Das heißt, jedem Zeichen wird ein Laut zugeordnet. Genau so, wie wir es also schon kennen. Nur, dass den Lauten eben andere Zeichen zugeordnet werden. Es gibt also auch im Koreanischen Konsonanten und Vokale. Nur sieht z.B. das a im Koreanischen eben so aus:ㅏ
Natürlich gibt es aber auch Unterschiede. So besteht unser Alphabet aus 26 Buchstaben, das koreanische Alphabet hat aber 19 Konsonanten und 21 Vokale. Klingt erst mal viel! Aber eigentlich sind es recht ähnliche Laute, wie wir sie auch haben (: Statt A, E, I, O und Us unterscheidet man eben zwischen A, zwei Os, U, I, EU, UI, AE, UA und UOs (: (nur mal so grob gesagt)
Das Koreanische Alphabet ist nur ein bisschen genauer, wenn es um die Aussprache geht. Beispielsweise bestehen „Weg“ und „weg“ im Deutschen aus den selben Buchstaben, werden aber ein wenig anders ausgesprochen. Genauso steht am Anfang von „Opa“ und „Ochse“ der gleiche Buchstabe. Trotzdem ist es ein ein anderer Laut. Im Koreanischen gibt es dafür einfach zwei verschiedene Os. Ebenso unterscheidet man z.B. zwischen einem starken ä und einem schwachen ä. Ein bisschen wie unser ä in Gähnen und unser e in „Gerste“ (: Wann ich welches benutzen soll, ist mir auch im Deutschen manchmal ein Rätsel. Na, könnt ihr noch folgen? (:
Was das koreanische Alphabet aber nicht kennt, sind z.B. der F- bzw. V-Laute. Meine Freundin „Eva“(eigentlich Aoife geschrieben) wird deshalb hier im Koreanischen „Epa“ ausgesprochen. Genauso sagt man hier für Waffel auch nicht „waffle„, sondern eben „wapple„.
Auch R und L können hier verwirrend sein. Anders als das nervige Klischee „Asiaten können doch kein R aussprechen!“, gibt es im Koreanischen sehr wohl einen R-Laut. Der Buchstabe ㄹ gleicht unserem R, aber – und jetzt kommt die Krux – auch dem L! Steht das ㄹ nämlich am Ende eines Wortes, wird es meistens als L ausgesprochen.
Das Wort 한국말 z.B. heißt „Koreanisch“ und wird [han-gungmaL] ausgesprochen. Steht ㄹ aber zu Beginn eines Wortes kann es sowohl ein R als auch ein L werden. Ramen oder eben [Ramyeon] auf Koreanisch schreibt man: „라면“. Aber auch mein Name Linh beginnt mit einem ㄹ → 린 Das ist mein Name auf Koreanisch! Manchmal nennt mich meine Lehrerin deshalb auch Rinh (:
Verwirrend kann auch sein, dass manche Buchstaben für sie bei der Aussprache sehr nach bei einander liegen, bei denen für uns Welten dazwischen liegen. Das Wort 네 [Nae] heißt „Ja“, klingt bei den meisten im Alltag aber eher wie ein [Dae]. Auch das M wird manchmal wie ein B ausgesprochen. Fragst du z.B. ganz genervt „Was (denn)?“, klingt das 뭐?[Mo?] wie ein [Bo?]. Das war am Anfang erstmal recht verwirrend. Beachtet man aber mal, wo unsere Zunge bei den Konsonanten liegt, finde ich das aber ziemlich nachvollziehbar. Das N und D formen wir mit unserer Zungenspitze, für das M und B spitzen wir unsere Lippen.
Koreanische Grammatik
Die Koreanische Grammatik ist ganz anders als alles, was ich bisher kenne. Die Verben werden nicht unbedingt nach dem Subjekt gebeugt, wie ich es aus dem Deutschen oder Italienischen kenne. Ich rede, du redest, wir reden gemeinsam – im Koreanischen nicht wirklich ein Unterschied. Hier kommt es viel mehr darauf an, mit wem du gerade redest. Je nach dem, in welcher Beziehung du zur anderen Person stehst, verwendest du eine andere Endung. Ein gutes Beispiel ist das einfache „Hallo“.
안녕 [annyeong] |
[annyeong!] benutzt man z.B. nur bei engen Freunden oder kleinen Kindern |
안녕하세요 [annyeong haseyo] |
[annyeong haseyo!] ist eine übliche Begrüßung z.B. beim Einkaufen, wenn man mit der/m Kassierer*in spricht. Auch bei meiner Koreanisch-Lehrer*in benutze ich diese Form. |
안녕하십니까? [annyeong hashimnika?] |
[annyeong hashimnika?] ist die höflichste aller Formen, die benutzt man z.B. bei Fremden oder bei höher gestellten, z.B. dem Chef |
Am schwierigsten finde ich es aber, Koreanisch zu lesen. Man würde ja meinen, dass es einfacher wird, wenn so viel Wert auf verschiedene Buchstaben gelegt wird. Aber je nach dem, werden manchmal Buchstaben betont, manchmal weg gelassen. Und dann klingt das Wort gar nicht mehr nachdem, wie man es schreibt.
Meine Fortschritte
Pro Woche habe ich zehn Stunden Koreanisch. Es fällt mir schwer, mich wirklich danach noch hinzusetzen und Vokabeln zu lernen. Auch das Tempo ist sehr ermüdend und erfordert eine Menge Konzentration. Hab ich das eine verstanden, geht es schon weiter mit der nächsten Grammatik. Da muss man aufpassen, nicht irgendwo einfach auszusteigen. Ich glaube, ich hatte noch nie so einen nervenaufreibenden Kurs wie diesen. Die Koreanisch-Prüfungen während der mid terms hatten es wirklich in sich. Insgesamt gab es sechs Prüfungen in sieben Tagen: Vokabeltest (den gibt es alle zwei Wochen), Lautes Vorlesen, Sprechen, Leseverständnis, Hörverständnis und Grammatik. O: Und der nächste Vokabeltest wartet schon auf uns.
Auf der anderen Seite würde ich Koreanisch ja sonst in Jahren nicht auf die Kette kriegen. Wann beschäftigt man sich schon so intensiv mit der Sprache und übt sie auch jeden Tag?
Anders als erwartet, hab ich mich recht schnell an das koreanische Alphabet gewöhnt und finde mittlerweile ziemlich Gefallen daran, englische Wörter mit Hangul zu schreiben. Es gibt viele englische Wörter, die einfach ins Koreanische übernommen wurden und mit einem KoreanischenTouch ausgesprochen werden: Cheese [치즈], Tennis [테니스], Computer [컴퓨터] oder Christmas [크리스마스] sind da nur wenige Beispiele. Trotzdem braucht es noch immer ewig, z.B. ein Menü zu lesen und auch zu verstehen, so dass ich dann doch mitten im Satz zurück auf English wechsele. Immerhin kann ich sagen, dass ich Deutsch bin und gerade Koreanisch lerne, wenn mich jemand fragt! Trotzdem freue ich mich immer, wenn ich dann doch mal selbst einen Satz bilden kann oder mir bekannte Wörter in Serien und YouTube Videos entdecke! #immerhin