Das Schlimmste am vegan sein, sind die anderen Veganer*innen – diese oder eine ähnliche Überschrift habe ich irgendwann mal gelesen und ich glaube, da ist was Wahres dran. Niemand mag es, kritisiert zu werden – vor allem für das, was man jeden Tag tut und zwar gerne – Essen. Ob wir Fleisch, Fisch, Eier, Käse oder einfach nur pflanzliche Produkte zu uns nehmen, immer gibt es jemanden, der daran herummeckert. Wenn du kein Fleisch isst, was isst du überhaupt? Du isst kein Fleisch, du hast bestimmt ’nen B12-Mangel. Alles klar.
Ich fühle mich immer unwohl, es zu sagen, aber ich ernähre mich überwiegend vegetarisch. Ja, ich esse Eier und Milchprodukte. Nein, ich hab kein B12 Mangel – glaube ich zumindest. Ja, ab und zu fehlt mir Fleisch. Deshalb esse ich seit einiger Zeit ab und zu mal eine Wildknacker! Und ich probiere auch Fleisch, v.a. wenn ich auf Reisen bin und bin der Meinung, dass man guten Gewissens Fleisch essen kann, wenn es wertschätzt und wenn man in Maßen genießt.
Ich bin mit den vietnamesischen Kochkünsten meiner Mutter aufgewachsen, viel frisches Gemüse, viel Reis aber auch viel Fleisch. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich gar nicht so gerne Fleisch esse und immer nur dran herum meckere. Aber da habe wusste ich noch lange nicht, dass es Veggies gibt.
Spätestens mit einer veganen Kolumne für YAEZ, in der ich immer mehr auf tierische Produkte verzichtet habe, ist mir bewusst geworden, wie viele tierische Produkte ich eigentlich gegessen habe. Da hab ich für mich – und für niemanden sonst – entschlossen, das muss nicht sein.
Heute verzichte ich vor allem aus ökologischen Gründen auf Fleisch. Und das ist okay, weil ich in Erfurt fast jeden Tag auf den Markt gehen und frisches Obst und Gemüse kaufen kann. Weil Karotten in der Region angebaut werden und der geile Bio-Birnensaft bei Dresden aus der Ecke kommt.
In Seoul habe ich aber ein riesiges Problem. Jedes Gericht enthält hier Fleisch oder Fisch und jeder Einkauf und Restaurantbesuch wird zum Abwägen meiner Prinzipien. Will ich das koreanische Essen probieren und mich auf die Lebensart der Koreaner*innen einstellen und dafür meinen Körper wieder ans Fleisch gewöhnen, dafür ’sorgenfrei‘ mit meinen Freunden essen gehen, ohne jedes Mal zu fragen, ob es auch eine vegetarische Variante gibt ODER möchte ich weiterhin auf Fleisch verzichten, meinen Fleischkonsum gering halten und meinen Essgewohnheiten treu bleiben? Meine Antwort: Hi, ich bin jetzt Flexitarier! (Warum muss eigentlich immer alles so kleinkariert definiert werden?) Ich verzichte so weit wie es geht auf Fisch und Fleisch, aber ich esse es, wenn nichts gutes Vegetarisches in der Karte zu finden ist. So kann ich z.B. mit meinen Freunden Sushi essen gehen ohne Sushi zu essen, nehme aber die Udon Nudeln, obwohl Fish Cake enthalten ist. #thatsjustthewayitis
Das Hauptproblem ist aber, dass ich mich hier wie auf Entzug fühle. Mir fehlt das europäische Gemüse und Obst. Und ich bin nicht die Einzige, der es so geht. Auch meine „Fleischesserfreunde“ vermissen Zucchini, Paprika, Tomaten! Leute, was würde ich gerade für frische saftige Tomaten geben. Und selbst Mangold würde ich jetzt futtern wie nichts – und ich kann wirklich wenig mit Mangold anfangen, fragt meine WG!!! O: Hier in Korea gibt es vor allem Kohl, Karotten, Kürbis und Süßkartoffeln. Wer viel Geld ausgeben will, findet auch Tomaten und Zucchini. Natürlich kann man damit arbeiten. Aber es ist auch so, dass es eigentlich kaum Supermärkte in der näheren Umgebung gibt. Das liegt natürlich auch daran, dass ich auf dem Campus lebe und nicht in einem üblichen Wohngebiet. In meiner Umgebung gibt es an jeder Ecke Coffeshops, Drogerieläden und Convenient Stores. Hier gibt es haufenweise Ramennudeln, auch kostenlos heißes Wasser um sie vor Ort zu essen. Es gibt Fertigreis, Wurst, Wurst, Wurst, Getränke, Chips in allen Farben und Formen und wenn man Glück hat, eingeschweißten Mais und gebackene Süßkartoffeln. Erst in 30 min Fußweg Entfernung finde ich dann einen Lebensmittelladen. In der Zeit kann ich auch einfach Essen gehen (:
Ich gebe nicht auf! Ich halte meine Augen offen und suche nach Vegetarischen/ Veganen Angeboten. Mein Gefühl sagt mir, dass hier irgendwo ein Markt in der Nähe sein muss! Bis dahin würde ich euch aber nicht davon abhalten, mir Tomaten zu schicken 🙂