In Dresden gab es ein Studentenwohnheim, das mir fast Alpträume bereitet hat. Das Gebäude war alt und vergilbt, die Duschen und Küche auf jeder Etage einfach räudig, es miefte überall und dieVorstellung, mal selbst in einem Studentenwohnheim zu wohnen, schreckte mich ab.
Aber hier bin ich und wohne in einem! Und weil mich schon viele gefragt haben, wie es da so ist, kommt hier ein kleiner Überblick (:
Warum ich im Studentenwohnheim wohne
Neues Land, neue Stadt – Packen und Umziehen nach Seoul fand ich schon anstrengend genug! Da wollte mich nicht noch um eine Wohnung hier kümmern. Zumal ich gehört habe, dass es recht teuer ist, in Seoul zu wohnen. Deshalb hab ich mich für die einfache Variante entschieden und das genommen, was mir angeboten wurde! #faul
An der Yonsei gibt zwei Studentenwohnheime, für die man sich bewerben kann: Das International House und das SK Global House. Das International House ist nur für Frauen und hat keine Einzelzimmer. Doch genau so eines wollte ich haben. Denn egal wie schön es ist, Leute um sich herum zu haben, ich finde es genauso schön, einfach mal meine Ruhe zu haben und nicht dabei beobachtet zu werden, wie ich gerade weinend eine K-Drama Serie schaue (ja, das tue ich manchmal! #don’tjudgeme). Außerdem hatte ich Muffensausen vor Horror-Mitbewohnerinnen.
Genau deshalb habe ich mich nachts um drei (9 Uhr koreanische Zeit) ins System eingeloggt und mich so schnell wie möglich für ein Einzelzimmer im SK Global House beworben und es sogar bekommen! Die Zimmer sind heiß begehrt! Da zählt jede Minute – ein bisschen wie beim Sportkurs, nur schlimmer! (:
Das Einzelzimmer kostet natürlich mehr als ein Doppelzimmer, aber immer weniger als ein Einzelzimmer außerhalb der Uni. Bekannte von mir wohnen Einzimmer-Studios und und zahlen ca. 1000€ für das Zimmer. Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten wie z.B. Goshis. Das sind ganz kleine Zimmer inkl. Bad, die genauso wie ein Wohnheimzimmer möbliert sind. Nur sind sie meistens noch kleiner und nicht immer charmant.
Wie mein Zimmer ist
Mein Einzelzimmer ist in der 7. Etage und recht geräumig. Es hat alles, was man braucht: Bett, Bettdecke und Kissen (aber ohne Bezug, daran muss ich mich noch gewöhnen), Kleiderschrank, Kleiderbügel, Schreibtisch, Platz unterm Bett und sogar einen kleinen Kühlschrank! Eine Klimaanlage und Heizung gibt es auch. Zudem ein Badezimmer mit kleinem Schrank, Spiegel und einer Dusche. Zu der muss man aber sagen, dass sie nicht „abgetrennt“ ist vom Rest des Bads, d.h. es gibt keine Art Wanne oder Abteil, in das man einsteigt. Mein ganzes Badezimmer ist die Dusche! Das finden die meisten erstmal merkwürdig, aber ich kenn das schon aus Vietnam (:
Eine Kochmöglichkeit im Zimmer gibt es nicht, auch Wasserkocher sind z.B. verboten (-.-‚). Auf jeder Etage gibt es jedoch eine Lounge, in der eine Mikrowelle und ein Wasserspender steht. Im Untergeschoss gibt es eine große Gemeinschaftsküche für alle Bewohner*innen Herdplatten, Kühlschränken und Mikrowellen. Außerdem andere Gemeinschaftsräume wie Waschsalon, Fitnessraum, Videoraum mit TV und einen Bereich mit Restaurants, Cafès und Kiosks.
Was in meinem Zimmer fehlt
Mülleimer, Toilettenpapier, Wäscheständer, Besen, Lappen oder auch Töpfe, Pfannen, Geschirr und Besteck muss man sich selbst besorgen – wenn man die Dinge nicht schon mitgebracht hat. Die meisten gehen dafür z.B. zu Daiso. Der Shop ist wie Müller, nur eben viel besser und günstiger ! Ich finde das aber sehr unpraktisch, weil man dafür Geld ausgeben muss, aber nicht alles wieder mit nach Hause nehmen kann. Wenn man schlau ist, teilt man sich bestimmte Dinge wie Pfannen, Töpfe oder auch einen Wäscheständer mit anderen netten Leuten aus der Etage.
Kontra
Leider gibt es sehr viele Regeln, an die man sich im SK Global House halten muss. Sehr auffällig ist z.B. die Geschlechtertrennung nach Etagen. Sich gegenseitig zu besuchen ist nicht gerne gesehen, vor allem nach 10/11 Uhr darf man sich nicht einmal auf der Etage des anderen Geschlechts bewegen. Das finde ich ein bisschen übertrieben, aber wer weiß, welche Erfahrungen sie hier schon mit Austauschstudis hatten O_o. Beim International House dürfen Männer gerade mal den Eingangsbereich betreten.
Es gibt auch ein Portal, in dem man sich anmelden und eintragen muss, wenn man mal doch woanders übernachtet. Ein bisschen wie bei Mama. Nur merkwürdiger…
Auch Rauchen und Alkohol allgemein sind auf dem Campus verboten. Außerdem darf man keinen Besuch über Nacht haben. Der Besuch muss sich dann was anderes suchen. Ungünstig.
Trotz aller Regeln und Einschränkungen muss ich zugeben, dass ich durch das Studentenwohnheim sehr schnell Anschluss gefunden habe. In den ersten paar Tagen grüßen sich hier alle im Fahrstuhl, alle wollen alle kennen lernen und alle sprechen alle an. Auf dem Heimweg vom Einkaufen habe ich z.B. Camille kennen gelernt.
Für die Leute, die sich hier auch mal für ein Auslandssemester bewerben, erstelle ich demnächst ein paar How To’s. Aber wenn ich das schaffe, schaffen das alle anderen auch (: